Wie kam Alena Schulz nach Mayres ?

Von Anastazie Harris

(Erster Besuch in Mayres im November 1994)

Wie bist du nach Mayres gekommen?

Ich lernte in Prag einen Studenten der Wiener Filmakademie kennen, es war Liebe auf den ersten Blick. Er erzählte mir, daß er nach Schlavonitsch müsse, um dort als Regieassistent bei einem Film mitzuarbeiten. Er reiste Ende Oktober ab, und ich besuchte ihn zwei Wochen später. Ich kam um acht Uhr abends in Zlabings an, es war bereits dunkel. Am nächsten Morgen verließ ich das Hotel und hatte das Gefühl, fünfhundert Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt worden zu sein; die Stadt hatte mich in ihren Bann gezogen. Während der Dreharbeiten langweilte ich mich und las im Lokal “Besídka”, daß man in Mayres, einem nahegelegenen Dorf, den Nachmittag mit dem Bemalen von Tassen verbringen könne. An der ersten Kurve bot sich mir ein Blick über das ganze Dorf: Nebel, Nieselregen, herumwirbelnde, verrottende Blätter, und Mayres sah aus, als wäre es bombardiert worden. Mir stiegen Tränen in die Augen, und eine innere Stimme sagte: „Du bist also zu Hause!“

Und ich: „Was für ein Zuhause ??? Hier werde ich nie wirklich zu Hause sein! Es ist furchtbar hier, es sieht aus, als wäre der Krieg gerade erst zu Ende gegangen.“ Aber jedes Mal, wenn ich von Wien nach Prag fuhr, kam ich durch Mayres und Zlabings und lernte hier interessante Menschen kennen. Mir wurde klar, dass mein Leben hier weitergehen würde. Meine innere Stimme hatte Recht.

„Warum gefällt dir Mayres?“

„Ich bin es gewohnt, ich lebe seit fast dreißig Jahren hier. Ich habe ein baufälliges Bauernhaus gekauft, es renoviert und fühle mich darin wie zu Hause. Als ich hierherkam, war es ein Paradies auf Erden, fast menschenleer. Mein Hund lief die Straße entlang, ich dachte: Natur pur, Ruhe und nette Leute beim Handwerken. Ich habe mich hier wohlgefühlt. Jetzt im Sommer ist es hier etwas turbulent, und es gibt viele Touristen. Ich bleibe hier, es gibt keinen schöneren Ort.“ Ich kann nicht in die Stadt fahren, dort ist es mir zu eng.