WIE DIE ZEIT VERGEHT, …

Müller’s Karte Mährens von 1716

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Mareyč, Mařejž, Marschitz, Meyrins, Maries, Mayres, Maires, Maříž, … ein Dorf vieler Namen, die vom Vornamen Marysch, der männlichen Form des Namens Maria, abgeleitet sind.

Die Festung und das Adelsgut des Theobald von Mayres werden erstmals 1353 erwähnt. Am 22.1.1372 verlieh Markgraf Johann Heinrich von Luxemburg die Festung und das Dorf Mayres den Brüdern Ulrich und Jeschek von Wolleschna als Lehen.

Im 14. und 15. Jahrhundert wird die Familie der Herren von Mayres erwähnt, die jedoch nicht ständig hier lebte und auch Besitztümer in der Umgebung besaß. Die Adelsfamilie starb nach dem Tod von Ulrich, dem III., um ca.1505 aus.

Wappen: Goldenes Rad mit vier, später sechs Speichen auf blauem Grund

1494 entließ König Wladislaw II. Mayres aus der Herrschaft Teltsch und schenkte die Festung und das Dorf Mayres an Boguslaus, Johann und Wenzel Kadalitz von Rötschitz.

Im Jahr 1514 ließ Wenzel Ržeziczky von Ržeczic die Besitztümer von Boguslaus, Heinrich und Niklas Ržeziczky von Ržeczic intabellieren (in die Grundbücher eintragen).

1591 - Dietrich Ržeziczky von Ržeczic

1607 - Maria Anna Korženská von Teressow

1610 – Wolf von Enzing auf Schrattenthal, österreichischer Erbkämmerer

1612 – Hans Rieder von Riedern, Bürger und Stadtrat von Znaim

1613 - Ernest von Stockhammer auf Frating

nach 1620 -Franz Peter König, Offizier in venezianischen und kaiserlichen Diensten, Oberst und Feldmarschall, 1645 und 1646 Bürgermeister von Freiburg – erhielt das, nach der “Schlacht am Weißen Berg” konfiszierte Mayres, als Geschenk von Kaiser Ferdinand II.

1630 - Jacob Zinn Ritter von Zinneburg, k.k. (kaiserlich - königlicher) Hauptmann

1683 - Otto Rudolph Graf von Schaumburg

1693 - Johann Rudolph Goldmüller von Goldenstein

1702 - Johann Georg Hauspersky Freiherr von Fanal

1710 – Maximilian Zieletzky Freiherr von Poczenitz, königlicher Ratsherr

1713 - Johann Rudolph Kominek von Engelshausen, Hauptmann

Im selben Jahr wurde Mayres vom Ritter Matthias Georg Butz von Rolsberg gekauft.

Weitere Informationen unter: „SCHLOSS & PARK“

Die Brauerei wurde im Jahr 1652 gegründet. Im Jahr 1713 wurde aufgrund eines Streits mit der Stadt Zlabings das Bierbrauen vorübergehend eingestellt und das Bier wurde aus Wiedern gebracht. 1840 stand sie in der Nähe des Mühlschlosses unter der Hausnummer 13. Sie hörte um 1900 auf zu existieren, nachdem sie jährlich etwa 800 Hektoliter Bier produziert hatte.

1840 hatte die Mühle die Hausnummer 11, das Mühlenschloss Nr. 11a und stand am Mühlteich, dem heutigen Schlossteich.

Zur Herrschaft gehörten zuvor auch ein Getreidespeicher aus dem Jahr 1780, ein Schafstall und eine Brennerei mit der Hausnummer 12, die 1847 Salomon Bauer gehörte.

Die Spinnerei war von 1793 bis 1830 in Betrieb.

Das Schulgebäude wurde 1811 vom Gut zur Verfügung gestellt. Zuvor fand der Unterricht in verschiedenen Häusern statt, wo immer ein Zimmer verfügbar war. Zeitweise wurde dafür das Haus Nr. 17 gegenüber dem Gasthaus genutzt. Und auch Nr. 36, ein Haus im schlechten Zustand. Kinder aus Kadolz und Lexnitz wurden ebenfalls in Deutsch unterrichtet. Tschechische Kinder besuchten die Schule in Zlabings. Das heutige Schulgebäude wurde 1893 erbaut.

Die Bevölkerung betrug laut der Volkszählung im Jahr1880 340 Personen in 68 Häusern. Davon waren 317 Deutsche, 17 Tschechen und zwei jüdischer Abstammung.

1910 lebten 268 Personen im Dorf, davon 266 Deutsche und zwei unbekannter Herkunft. Es gab 15 Rinder, 3 Pferde, 46 Schweine, 9 Schafe, 39 Ziegen und 44 Bienenstöcke.

Laut der Mährischen Historie II. von 1926 gab es im Dorf 3 Viertel-, 5 Halb- , 6 Vierterlähner und 43 Häusler. Es gab zwei Gasthäuser, zwei Gemischtwarenläden, einen Gemüse- und Obstladen, zwei Tischler, zwei Schneider, einen Schmied und einen Schuhmacher. Das Dorf verfügte über eine Mühle mit Sägewerk, eine Schmiede, eine Kapelle, eine einklassige deutsche Schule und ein Armenhaus. Der Getreidespeicher und die Stärkefabrik waren bereits außer Betrieb.

“Am 6. Juni 1945 wurden die deutschen Einwohner von den eintreffenden tschechischen Revolutionsgarden angewiesen, ihre Häuser innerhalb einer Stunde zu verlassen und maximal 30 kg Gepäck mitzunehmen. Mit dem von den Garden geplünderten Gepäck erreichten die ehemaligen Bewohner von Mayres Österreich. Insgesamt wurden 229 Menschen vertrieben.”

(Quelle: https://www.suedmaehren.at/ort/maires)

Übrig blieben brüllendes Vieh in den Ställen und Teller mit Mittagessen auf den Tischen.

Am 6. Juni 1945 wird zitiert, dass der Mayreser Chronist PhDr. Theodor Deimel, die Aufzeichnungen aus den Kriegsjahren von Oktober 1938 bis Mai 1945 ab Seite 120 herausgerissen und vernichtet habe.

Die verlassenen Häuser wurden Tschechen, nicht nur aus der Umgebung, zur Besiedlung angeboten.

Bis Oktober 1948 galt das Überschreiten der nahegelegenen Grenze nach Österreich als Vergehen. Nach der Einrichtung des repressiven Grenzschutzes wurde dies streng bestraft. 1950 befand sich Mayres (zusammen mit mehr als 300 anderen Siedlungen und Gemeinden) per Erlass des Innenministeriums plötzlich innerhalb einer zwei Kilometer breiten Grenzzone.

Die verbliebenen Bewohner befanden sich somit in einer „Todeszone“, die nur streng kontrollierte Personen in Begleitung von Grenzbeamten betreten durften. Der Eiserne Vorhang erstreckte sich zwei Kilometer entlang der Staatsgrenze. Am Teich vor Mayres gab es ein streng bewachtes Tor und Panzersperren. Die Zone war mit Schildern gekennzeichnet: „Achtung! Verbotene Zone, Zutritt verboten!“

Viele Bewohner zogen aufgrund von Schikane weg.

Das Nachbardorf Lexnitz, direkt an der Grenze zu Österreich, das nach 1945 von mehreren tschechischen Familien besiedelt worden war, wurde nach 1953 strategisch dem Erdboden gleichgemacht, damit es nicht als Versteck für Flüchtende dienen konnte.

Nach der Verwaltungsreform 1960 wurde Mayres, das jahrhundertelang zu Südwestmähren gehört hatte, in die Region Südböhmen eingegliedert.

In den 1980er Jahren waren nur noch drei alte Frauen übrig, die heimlich österreichisches Fernsehen schauten, während um sie herum Gebäude zerstört, geplündert wurden und einstürzten.

Vor der Revolution gelangten keine Außenstehenden hinter den Stacheldraht. In dem verlassenen Dorf, in dem die Zeit stehen geblieben war, blieb bis in die Neuzeit eine ungewöhnlich gut erhaltene Fauna und Flora erhalten, die heute als Grünes Band bekannt ist.

Im Frühjahr 1990 halfen Freunde aus dem Theaterviertel Sklep freiwillig beim Entfernen von Stacheldraht rund um Mayres, und der Künstler Kryštof Trubáček hatte eine Vision. In der ehemaligen Schmiede in der Nähe von Jan’s Teich wurde 1991 mit Jan Boháč eine Keramikwerkstatt eingerichtet. Verschiedene Künstler bemalten Keramikprodukte, wodurch Originale entstanden. Jedes Stück ist daher ein Unikat.

Diese bezaubernde Umgebung zog auch viele andere mutige Abenteurer an. Menschen aus aller Welt begannen, Häuser zu reparieren und Gärten zu verschönern.

Nach Meinungsverschiedenheiten zwischen den Besitzern gibt es seit 1999 zwei Keramikwerkstätten.

Jetzt können Sie zwischen einem Ladengeschäft, einer Scheune oder einen Wal wählen.

WISSENSWERTES:

  • Dreiländereck – „Unweit des Jagdschlosses, zwischen Mayres, Kadolz, der Altstadt und Lexnitz, liegt das Dreiländereck Mähren, Böhmen und Niederösterreich, markiert durch eine dreieckige Granitgrenze.“

(Quelle: Vlastivěda moravská Jan Tiray, Brünn 1926)

BEKANNTE PERSÖNLICHKEITEN:

  • Georg Wimmer (* 16. April 1815 Mayres – † 18. Mai 1893 Brüssel), Leibarzt des belgischen Königs Leopold II.

  • Anton Eipeldauer (* 25. Februar 1893 Mayres – † 17. Oktober 1977 Wien), österreichischer Professor für Gartenbau, Botaniker und Fachautor

EREIGNISSE:

  • Am 29. April 1886 fegte ein Tornado durch Mayres. Der Sturm zerstörte und zertrümmerte 40 Glasscheiben im Schloss.

  • Im Juli 1904 kam es im Dorf zu einem Bauernaufstand:

„Seit das Gut Mayres in den Besitz von Baron Offermann gelangte, hatte der Adel so viele Probleme mit den Anwohnern, dass er die Landwirtschaft vollständig aufgegeben und die meisten Felder verwahrlosen ließ. Das gefiel den Dorfbewohnern natürlich überhaupt nicht.“

Vor einigen Tagen tauchten an allen möglichen Stellen im Dorf Plakate mit Drohungen gegen die Schlossbewohner auf – sie sagten, sie würden wie der serbische König Alexander enden.

Baron Offermann erstattete daraufhin Strafanzeige, und die örtliche Gendarmerie fahndet nun nach dem Urheber dieser denkwürdigen Plakate und dem Anführer der gesamten konspirativen Aktion.

Hoffen wir, dass die Gendarmerie diese Personen bald ausfindig machen und vor Gericht bringen kann, damit der Adel weiterhin ungestört sein kann.“

(Quelle: Znaimer Wochenblatt, 23.7.1904)

  • Am 17. April 1931 machte ein Privatflugzeug der Firma Bata eine Notlandung auf einem Feld hinter Maříž auf österreichischer Seite. Pilot und Besatzung überlebten den Absturz, wurden von den Einheimischen versorgt und setzten ihre Reise mit dem Zug fort.

LEGENDE:

  • “In Maires geht die Sage, daß der Räuber Grasel (*1790 Neu Serowitz - † 1818 Wien) im Zorn einen jungen Burschen an den Füßen derart aufhängen gelassen hat, daß er mit dem Kopf in einen Ameisenhaufen zu liegen kam und habe ihn drei Tage hängen lassen.”

    (Quelle: Das Waldviertel 1935, anno.onb.ac.at)