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Matthias Heinrich Freiherr Butz von Rolsberg (* 1673 Zlabings – † 1748 Mayres), Freiherr und kaiserlicher Postmeister, kaufte im Jahr 1713 das Gut Mayres für 18.000 Gulden. Im Jahr 1717 ließ er an der Stelle der Feste ein barockes Schloss errichten.
Freiherr Johann II. Baptist Joseph von Madrowsky, k.k. Kreiskommissär in Znaim, kaufte das Gut 1790 für 22.600 Gulden von Matthias’ Enkel Maximilian.
Nur drei Jahre später erwarb es für 27.750 Gulden Johann Ignatz Rupp von Ehrenstrohm, Hauptmann des Olmützer Kreises, gebürtig aus Finnland. Im Jahr 1799 wurde er in Wien von Kaiser Franz I. von Österreich in den Ritterstand erhoben, als einer seiner besten Bienenzüchter und Honigerzeuger.
Seine Söhne Franz und Wilhelm ließen nach dem schweren Jahr der Hungersnot 1817 die Kapelle der Heiligen Maria der Hilfe errichten. Franz ließ 1820 auch eine Baumwollspinnerei anlegen und förderte den Obstbau. Der zweitgeborene Sohn Wilhelm hatte eine Beziehung zu seiner Magd Katharina Wimmer aus Holleschitz bei Sitzgras, aus der 1815, Sohn Georg Wimmer hervorging. Wilhelm bezahlte ihm das Studium in Wien und Georg wurde später Leibarzt des berüchtigten belgischen Königs Leopold II.
Von 1823 bis 1840 war der Allodialbesitz im Eigentum von Franz Ritter von Leon, königlich bayerischer Kämmerer und Hauptmann. 1826 ließ er einen Viehstall errichten.
Im Jahr 1840 kaufte ihn von ihm die Baronin Bertha von Erben, Witwe des Johann Joseph von Erben, k.k. Hofrat. 1842 bot sie per Anzeige die kürzlich errichtete Brennerei für 500 Gulden jährlich zur Pacht an.
1845 wurde das Gut im Besitz von Ferdinand Bischoff - Widderstein in einer öffentlichen Versteigerung angeboten.
In den folgenden Jahren wird als Eigentümer Dr. Iur. Johann Dworaczek (* 1808 Tischnowitz - † 1865 Wien), k.k. Hof- und Gerichtsadvokat in Wien und Mitglied des Mährischen Landestages, genannt.
Nach ihm wird Wenzl Welz aus Gutenbrunn bei Malsching erwähnt.
Leo von Stangler aus Koschetitz kaufte ihm das Gut im Juli 1880 ab, und am 1. August desselben Jahres heiratete er in Mayres dessen Tochter Milada Agnes Maria.
1898 erwarb Helene Maria Adolphine Freifrau von Offermann-Schindler (* 1854 Ržeckowitz – † 1914 Wien) Mayres. Sie ließ das Schloss, das ihr als Sommersitz diente, im neugotischen Stil restaurieren und erweitern und ließ daneben eine neue Kapelle errichten. Bewundert wurde auch das Interieur. Sie ließ einen englischen Park mit Pavillon anlegen, in dem Musik gespielt wurde. Auf dem Wassergraben hinter dem Schloss fuhr man in Booten. Auch ließ sie ein Jagdschloss am Hügel in Richtung des Dreiländerecka erbaut. Zu der Zeit gab es in der Nähe auch ein Forsthaus.
Nach ihrem Tod übernahm ihr zweiter Ehemann Iwan Freiherr von Offermann den Besitz, der ihn an Graf František Dobřenský verkaufte.
Dieser veräußerte schon im Januar 1915 alles für 500.000 Kronen an einen Verein jüdischer Flüchtlinge aus der Bukowina. Alois Löbenstein und seine Genossen machten sich einen schlechten Namen, da sie insgesamt 130 Hektar Bäume aus dem gesamten Areal fällten und verkauften.
Um eine Million teurer verkauften sie den Besitz an das Ehepaar Schulim und Jetti Schreyer aus Galizien, die 1920 der Mariahilf - Kapelle eine neue Glocke stifteten. Der Industrielle Schreyer starb im August 1920, und Schloss, Park und Hof wurden 1922 zum Verkauf angeboten.
1920 wurde der Gutshof des Schlosses von der Großfamilie Chromeček aus Beniow in Mähren bewohnt. Sie bewirtschafteten Felder in der Umgebung.
Am 20. Mai 1922 kaufte der aus Nordböhmen stammende Joseph Miesler mit seiner Ehefrau Theresia, genannt Resi, das Schloss mit der Wirtschaft. Sie betrieben hier eine Pension.
1929 wurde es von den Mieslers zum Verkauf angeboten.
Nach der Abtretung des Grenzgebiets im Jahr 1938 hatte im Schloss der Reichsarbeitsdienst der weiblichen Jugend seinen Sitz (RADwJ).
Das Offermann’sche Jagdschloss wurde in “An der Sonnleiten” umbenannt und diente der Landeskinder- und Jugendfürsorgekommission in Brünn als Ferienheim.
Nach der Befreiung hielt sich in Mayres bis September 1945 die russische Armee auf.
Nachdem das Schloss vom tschechoslowakischen Landwirtschaftsministerium konfisziert worden war, diente es kulturellen Veranstaltungen und als Lager.
Etwa im Jahr 1950 kam es während einer Feier im Schloss zu einem Mord. Wegen eines Streits über die Gründung der “Einheitlichen landwirtschaftlichen Genossenschaft” (JZD) wurde einer der Mayreser Landwirte vom Balkon gestoßen. Seine Leiche brachten die Täter zu seinem Haus und flohen.
Nach seiner Gründung im Jahr 1955 machte die JZD aus der Schlosskapelle Garagen für Landtechnik und aus dem Tanzsaal ein Düngemittellager. Ein Teil des Parketts wurde gestohlen, ein weiterer durch eingelagertes Salpeter zerstört.
Das war der Anfang vom Ende des Schlosses. In den 1980er Jahren durfte ein ausländisches Filmteam gegen Devisen eine Szene für einen Kriegsfilm drehen. Simuliert wurde ein Partisanenangriff auf eine Gestapo-Dienststelle, bei dem Fenster mit Brandbeschleuniger in Brand gesetzt wurden.
Den Rest nahmen sich die Einheimischen im Laufe der Zeit als Baumaterial. In fast jedem Haus in der Umgebung findet sich heute noch ein „Stück“ des Schlosses.
Die Glocke aus der Schlosskapelle wurde vor 1989 gestohlen.
Vom Schloss ist nur ein Torso des linken Flügels erhalten, in dem sich früher die Küche befand, in der Mitte des Parks eine Gruppe 300 Jahre alter Eichen und am Ende des Parks eine Lärchenallee in Richtung Fratres, einer Station der alten Poststraße von Prag nach Wien.
Die Ruine ist notdürftig eingezäunt und nicht konserviert, da sie im Jahr 2009 aus dem Denkmalkatalog gestrichen wurde.
Es war einmal ein Schloss, … mit einem schlechten Ende!
Wappen - Baron Butz von Rolsberg
Wappen - Rupp von Ehrenstrohm
JUDR.Johann Dworaczek, Porträt von Jan Vilímek
Baronin Helene Offermann -Schindler, Sport und Salon am 10.4.1909
Schloss ca.1910
Familie Chromeczek in Fratres, Österreich
Schloss im Jahr 1824 © ČÚZK
Offermann'sches Jagdschloss/ Ferienheim "An der Sonnleiten"
Rest des Schloss in der Gegenwart